Gibt es einen weiblichen Blick, einen weiblichen Fokus? Drehen Regisseurinnen andere Dokumentarfilme als ihre männlichen Kollegen? Wenn ja, worin zeichnen sich die Filme aus? Und ist letztlich das Geschlecht der Macher*innen relevant oder die Botschaft des Films und sein Respekt jenen gegenüber, deren Schicksale er zeigt?
In WOMEN FILM WOMEN – a weapon of empowerment analysieren wir österreichische, wie amerikanische und internationalen Arbeiten von Frauen, meist über Frauen – mutige, herausfordernde und berührende Dokumentarfilme.
Der Film ist die Stimme und das Bild engagierter Regisseurinnen in patriarchalen Strukturen – das Mittel sich eigenen Traumatas oder Gewalterfahrungen zu stellen und mächtiges Instrument, um marginalisierten ebenso wie stigmatisierten Randgruppen Gehör zu verleihen.
Wir widmen uns den zahlreichen Herausforderungen in der dokumentarischen Arbeit und richten parallel den Fokus darauf, was einen spezifisch weiblichen bzw. einen achtsamen, respektvollen Blick auszeichnet.
Folgenden Themen werden im Workshop „WOMEN FILM WOMEN - a weapen of empowerment“ anhand von Ausschnitten aus Dokumentarfilmen behandelt:
A) Der innere vs. der äußere Blick: In welchem (Nähe-) Verhältnis steht die Filmemacherin zu ihren Protagonist*innen? Sowohl die Distanz einer außen-stehenden oder gar kulturfremden Regisseurin kann von Vorteil sein, ebenso wie die Intimität einer Regisseurin bei filmischen Portraits im unmittelbaren (familiären) Umfeld oder gar ihrer eigenen Geschichte.
B) Die Gefahr weiterer Stigmatisierung anstatt Ermächtigung ist eine große Herausforderung bei der medialen wie filmischen Arbeit mit Randgruppen oder Tabuthemen. Wir besprechen unterschiedliche filmische Beispiele und Ansätze, die gelungen mit dieser Anforderung umgehen.
C) Fiktionale, animierte Elemente und eigene filmische Partizipation durch die Protagonist*innen ermöglichen eine (Selbst-) Darstellung, die über die des Problemfalls oder Opfers hinausreicht.
D) No blurred faces - eindrucksvolle Variationen, wenn Anonymität (wie bei der Darstellung von Gewalt, Missbrauch oder Kriminalität) gefordert ist: Die aus Fernsehreportagen bekannten geblurrten Gesichter und verfremdeten Stimmen wecken häufig die Assoziation von Kriminalität. Durch die Verfremdung bleibt das Gegenüber fremd. Wir beschäftigen uns mit Fällen in denen die Filmemacherinnen andere Methoden entwickelt haben, um der der Anonymität gerecht zu werden.
E) Der Mensch hinter und vor der Kamera und ihre Beziehung: Was passiert nach Drehschluss? Wie umgehen mit Erwartungen, dass die Filmemacherinnen nun als „Game Changer“ im eigenen Leben agieren sollen? Protagonist*innen erhoffen sich evtl. vom Film eine weitreichende Veränderung ihrer Leben(sumstände), die ein/e RegisseurIn nicht erfüllen kann. Gleichzeitig gibt es eine ethische Verantwortung der Filmemacher*innen gegenüber den Protagonist*innen, die viel zu oft nicht wirklich ernst genommen bzw. gewährleistet wird.